Nach dem erfolgreichen PSA Symposium zog es am 27.07.2022 erneut viele interessierte Besucher:innen zum Prüf- und Forschungsinstitut in die Siebenhügelstadt Pirmasens, wo in den Räumen der Abteilung International Shoe Competence Centers (ISC) ein Workshop zu dem Forschungsprojekt InnoProKMU stattfand. Seit mehr als zwei Jahren beschäftigt sich ein Team aus Ingenieur:innen und Wissenschaftler:innen mit der Frage, wie man komplexe Multi-Material-Produkte wie Sicherheitsschuhe erfolgreich in einen Recyclingkreislauf integrieren kann.
„Derzeit werden Sicherheitsschuhe aufgrund ihrer komplexen Zusammenstellung am Ende ihrer Tragezeit meist mit dem herkömmlichen Restmüll entsorgt. Ziel von InnoProKMU ist die Entwicklung von Konzepten für nachhaltige und recyclebare Sicherheitsschuhe.“, erklärt Christian Schadewell, Leiter des Projekts. Er verschaffte dem Publikum einen Projektüberblick mit Beschreibung der Rahmenbedingungen, Projektgrenzen und der Herausforderungen. Das Erscheinen zahlreicher Besucher:innen, darunter einige bekannte Gesichter aus der Schuhbranche, sowie Vertreter:innen des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, unterstrich die Bedeutung des Forschungsprojekts. Vor allem die authentische Berichterstattung, die erfolgreiche wie auch weniger erfolgreiche Experimente der letzten Monate beleuchtete, fand Anklang beim Publikum. Dr. Stephan Aschauer, von der Carboliq GmbH, lobt den Forschungsgeist der Beteiligten: „Ich freue mich über die vielen kreativen Lösungsansätze. Genau so sollten Ingenieure arbeiten. Schaffen sie es mit Sicherheitsschuhen, schaffen sie es mit allem.“
Dr. Stefan Dröge, Abteilungsleiter der Biotechnologie, stellte die Themen Recycling und Verwertungskonzepte für Biopolymere und Leder sowie Versuchsergebnisse vor. Nach jedem Vortrag hatten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, sich untereinander und mit den Referent:innen über das Thema auszutauschen. So entstanden wertvolle Gespräche, die einige Besucher:innen als echtes Highlight herausstellten. Welche Herausforderungen bei der Fraktionierung von Sicherheitsschuhen entstanden sind, welche Notwendigkeit Design for Recycling darstellt und die Vorstellung von verschiedenen mechanischen Versuchen abseits der Roboterzelle erklärte Abteilungsleiter der Technik, Peter Schultheis. Der Diplom-Ingenieur stellte außerdem eine Fraktioniereinheit mit Roboter vor, die die Forschenden im Laufe des Projekts entwickelt haben.
Für den Workshop wurden zur Veranschaulichung nämlich nicht nur Vorträge und Bildmaterial von versierten Expert:innen des Instituts, sondern auch eine Vorführung der Referenzanlage zur Präsentation von möglichen Demontagekonzepten vorbereitet. So hatten die Besucher:innen die Möglichkeit, die ersten Ergebnisse des Projekts in der Fertigungshalle des ISC zu bestaunen und Fragen zu stellen.
„Es ist sehr interessant zu erfahren, in welchen Bereichen die Schuhbranche Beiträge für die Nachhaltigkeit leisten kann.“, lobte Michelle Schwartz, Otto Stockmayer + Sohn GmbH, die Veranstaltung. Andere Teilnehmer:innen wie Peter Steuernthal von Schomburg & Graf GmbH & Co.KG präsentierten eigene Ideen zu recyclebaren Schuhen: „Diese Schuhsohle könnten Sie rein theoretisch essen.“
Den Abschlussvortrag hielt Kunststoffingenieurin Dr. Svenja Dill zum Thema Recycling von polymeren Schuhwerkstoffen, nach dem in der finalen Diskussionsrunde werkstoffliche und stoffliche Verwertungsverfahren und mögliche Stoffstromwege für die entsorgten Schuhe debattiert wurden.
Schultheis: „Jahrzehntelang betrieb das PFI Forschung und Entwicklung, um Schuhe stabiler, widerstandfähiger, zäher zu machen – nun sind Lösungen zum effizienten Demontieren gesucht.“